oder
das Verhältnis
zwischen der
Ich- und Wir-Zeit
Vermutlich stellt sich jeder hochsensible Mensch hin und wieder die Frage:
Wie finde ich meine Balance zwischen meiner Ich- und meiner Wir-Zeit
oder anders gesagt
Wie finde ich meine Balance zwischen meiner Allein- und meiner Gesellschafts-Zeit?
Nun, diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Jeder Mensch hat dabei seine eigenen Empfindungen mit den entsprechenden (Belastungs-) Grenzen. Dabei spielen auch persönliche Erfahrungen, individuelle Interessen und Vorlieben eine große Rolle. Hinzu kommt, dass jeder Mensch von Geburt an beginnt, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Dadurch sammeln wir erste Eindrücke und Erkenntnisse, positive wie negative, über Nähe und Distanz im zwischenmenschlichen Kontext.
Wir pendeln außerdem stetig in einem dynamischen Prozess zwischen der Sehnsucht nach Verbundenheit und dem Bedürfnis nach Freiheit.
Generell ist es ja so, dass wir hochsensiblen Menschen mehr wahrnehmen, tiefer verarbeiten, emotionaler reagieren und dadurch schneller an unsere Reizschwelle gelangen. Wir benötigen daher etwas mehr Zeit und Raum um alles zu verarbeiten, unsere Sinne zu entlasten und uns zu erholen.
Deine persönliche Ich-Zeit solltest Du Dir ganz nach Deinem Empfinden gestalten.
Das kann beispielsweise eine Meditation, ein gutes Buch, ein Waldspaziergang,
ein „Gar-nichts-Tun“ oder anderes sein…
Ganz so, wonach Du Dich fühlst.
Ich möchte an dieser Stelle für normal-sensible Menschen anmerken, dass sich hochsensible Menschen aufgrund der Inanspruchnahme ihrer Ich-Zeit keineswegs einsam fühlen.
Diese Zeit ist für sie eine bedeutende Genuss-Zeit!
Oftmals spürst Du bestimmt in gesellschaftlichen Situationen einen inneren Konflikt und magst Dich kaum entscheiden. Dir kommen vermutlich Fragen wie:
„Was denken die anderen, wenn ich jetzt nicht mitmache?“ oder
„Vielleicht werde ich demnächst nicht mehr eingeladen, wenn ich jetzt absage?“ oder „Verpasse ich vielleicht etwas?“
Das Gedankenkarussell dreht sich…
Du möchtest anderen Menschen nicht vor den Kopf stoßen oder hast Angst, dass sie Dich nicht verstehen. Du gehst deshalb oft über Deine Grenzen, begibst Dich in die Reizüberflutung oder Überforderung und Dein Köper meldet Dir dann möglicherweise Symptome als Warn-Signal…
Wichtig ist, dass wir unsere eigenen Grenzen herausfinden und respektieren. Dabei ist eine offene Kommunikation mit unseren Mitmenschen oft entscheidend. Unsere Bedürfnisse und Grenzen dürfen wir deutlich äußern. Auch ein freundliches „Nein“ dient manchmal zur Klarheit.
Bei allem Hin und Her zwischen Allein- und Gesellschafts-Zeiten geht es doch insbesondere darum, ein (v)erträgliches Maß für Begegnungen mit anderen Menschen zu finden:
Beginnen wir mal mit
> Begegnungen in kleiner Form.
Als erstes betrachte ich ein Zusammentreffen mit ein oder zwei Personen.
Es ist sinnvoll, dass Du lernst, bei einer menschlichen Begegnung auf Deine Körper-Reaktion zu achten. Verspürst Du nach einer gewissen Dauer eines Gespräches eine innerliche Unruhe?
Kann es sein, dass Deine Empathie in diesem Moment sehr stark ist und Du die Emotionen Deines Gegenübers spürst?
Falls eine negative Stimmung „in der Luft liegt“:
Halte inne und überprüfe, welche Emotionen zu Dir gehören und welche nicht.
Es ist dabei auch wichtig, sich die Art und die Bedeutung der Beziehung zum Gegenüber bewusst zu machen.
(Wobei ich sagen möchte, dass für mich jede menschliche Begegnung in irgendeiner Form bedeutsam ist…)
Wer steht Dir da gerade gegenüber?
Dein Lebenspartner, Dein Kind, ein Freund, ein Bekannter, ein Kollege, ein Nachbar, ein Fremder, …?
Überprüfe, ob es für Dich eher eine oberflächliche Unterhaltung oder eine Begegnung mit Tiefgang ist. Lohnt es sich, die Energie von Deinem Gegenüber (negativ oder positiv ?) aufzusaugen und anzunehmen oder nicht? Was macht diese Begegnung mit Dir?
Übrigens: Ein freundliches Beenden eines Gespräches ist immer möglich.
Weiter geht es nun mit
> Begegnungen in größerer Form.
Ich meine hiermit zum Beispiel Aktivitäten mit oder in einer mittelgroßen Gruppe.
Es ist sinnvoll, eine oder mehrere Personen im Vorfeld zu informieren, dass für Dich Allein-Zeiten zwischendurch unabdingbar sind. So kannst Du unangenehme Situationen für Dich vermeiden.
Und: Vielleicht freuen sich ja auch andere Teilnehmer der Gruppe über einen offen ausgesprochenen Auszeit-Vorschlag von Dir.
Vor zusätzlichen abendlichen Aktivitäten nach einem erfüllten Tag solltest du Deinen persönlichen Energie-Status immer überprüfen…
Nun komme ich zu
> Begegnungen in sehr großer Form.
Es geht nun um Menschenmengen, die in einer vollen Großstadt, auf einem Musik-Konzert, am Flughafen oder anderswo anzutreffen sind.
Es kommt hier darauf an, dass Du Dich auf diese Situation gleichzeitig ganz einlässt, aber dabei auch ganz bei Dir bleibst. So eine anonyme Menschenansammlung ist ein wunderbares Übungsfeld, um zu lernen, dass Dir andere Menschen nicht Deine komplette Energie rauben dürfen/können/sollten.
Ich habe mir beispielsweise angewöhnt in so einem Umfeld einen imaginären, schützenden Umhang überzuwerfen. Für mich war die Vorstellung anfänglich echt merkwürdig, doch es funktioniert!
Andersherum spielen bei mir ausgewählte Musik-Konzerte und Theater-Aufführungen sogar eine wichtige Rolle zur Energieerhöhung. Während dieser Zeit versinke und verschmelze ich ganz und gar in das Ereignis. Für mich dient dieses dann als eine wunderbare „Energie-Tankstelle“.
Also, definiere Deine Grenzen, entscheide selbstbestimmt für Dich und handle konsequent;
und: Finde Deine individuelle Wohlfühlzeit bei Begegnungen mit anderen Menschen heraus!
So gelangst Du zu einer stimmigen Balance zwischen Deiner persönlichen Ich- und Wir-Zeit!
Herzlichst Kim
Wenn Du Unterstützung suchst, Deine Balance zwischen Deiner Allein-Zeit und Deiner Gesellschafts-Zeit
zu finden, helfe ich Dir gerne dabei...
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