Vor über 2300 Jahren benannte der griechische Philosoph Aristoteles folgende fünf Sinne:
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten.
Diese gelten als die klassischen menschlichen Sinne.
Rudolf Steiner entwickelte zwischen 1909 und 1920 seine „Sinneslehre“, welche erstmals ein zusammenhängendes Schema der menschlichen Sinne beschreibt.
Er definiert darin zwölf Sinne, die er in drei Gruppen einteilt:
Untere Sinne / Körper-Sinne:
Tast-Sinn
Lebens-Sinn
Bewegungs-Sinn
Gleichgewichts-Sinn
Mittlere Sinne / Umgebungs-Sinne:
Geruchs-Sinn
Geschmacks-Sinn
Seh-Sinn / Gesichts-Sinn
Wärme-Sinn
Obere Sinne / Erkenntnis-Sinne:
Hör-Sinn
Sprach-Sinn / Wort-Sinn
Gedanken-Sinn
Ich-Sinn
Rudolf Steiner stellt die Sinne als getrennte Bereiche in einem Kreis dar, welcher mit dem
Tast-Sinn (Verbindung zur physischen Welt) beginnt und sich mit dem Ich-Sinn (Verbindung zur geistigen Welt) wieder schließt. Die anderen Sinne liegen in dem Raum dazwischen. Dabei ist es ihm besonders wichtig, dass jeder Sinn als gesondertes Gebiet betrachtet wird.
Unsere Sinne stehen und arbeiten in einem sinnvollen Zusammenhang, um so eine umfassende Wahrnehmung unserer Umgebung zu erzielen. Dieses wiederum ermöglicht uns, zu reagieren und zu handeln und damit ein erfolgreiches Zusammenspiel mit unserem Umfeld zu erreichen.
Wir sind also erst durch all unsere Sinne „Teilnehmer“ oder „Mitspieler“ in dieser Welt!
Die menschlichen Sinne dienen, wie schon gesagt, unserer Wahrnehmung.
Mit Hilfe unserer Sinnesorgane nehmen wir Eindrücke und Informationen aus der Umwelt wahr. Meistens geschieht dieses unbewusst.
Da wir hochsensiblen Menschen eine ausgeprägte und feine Sinneswahrnehmung haben, kann uns dieses schnell überfordern, besonders, wenn dabei mehrere Sinne im Einsatz sind. Wir nehmen gleichzeitig mehr und intensiver wahr als normal-sensible Menschen.
Bei den Sinnesorganen kommt es darauf an, wie ausgeprägt diese sind. Das kann bei jedem Menschen unterschiedlich sein. Es gibt Menschen, die beispielsweise bei unangenehmen lauten oder monotonen Geräuschen äußerst empfindlich reagieren, parallel dazu aber feine, klassische Musik als besonders wohltuend verspüren. Dieses betrifft dann logischerweise die Ohren mit dem Hör-Sinn.
Wir erleben also unsere Welt so, wie wir uns durch die Ausprägung der Sinnesorgane und der daraus resultierenden Sinneswahrnehmung fühlen.
Jeder für sich, jeder anders, jeder ein Stück weit in seiner eigenen Welt!
Deshalb ist es für uns hochsensible Menschen ausgesprochen wichtig darauf zu achten, dass wir durch unsere teils spezielle Wahrnehmung eigenverantwortlich und selbstbestimmt handeln, sodass der Einfluss von außen weitestgehend "in unserer Hand" liegt.
Wie erfahren wir unsere Sinne bzw. was vermitteln sie uns?
- in Kürze
Der Tast-Sinn, der an erster Stelle der physischen Sinne steht, lässt uns einerseits die Begrenztheit unseres Körpers durch Berührung erfahren und andererseits auch Geborgenheit durch Körperkontakt. Es entsteht ein Glaube an die eigene Existenz - durch das „sich selbst“ erleben.
Der Lebens-Sinn vermittelt uns das lebende und körperliche "Mensch-Sein", das Gefühl von Harmonie und Zuversicht und stellt für mich das Lebensgefühl dar.
Über den Bewegungs-Sinn nehmen wir unsere eigenen Bewegungen wahr. Hierbei erleben wir Freiheit und Begrenztheit, je nachdem in welchem Zustand sich unser Körper befindet.
Durch den Gleichgewichts-Sinn erfahren wir Gleich- und Ungleichgewicht, finden bestenfalls einen Ausgleich, die Mitte und auch den Ruhepol. Ein Faktor ist dabei sicherlich die eigene Kontrolle über uns selbst.
Der Geruchs-Sinn dient dem Wahrnehmen und Erkennen von Gerüchen und kann ein Wohl- oder Unwohlgefühl vermitteln.
Der Geschmacks-Sinn steht im Zusammenhang mit dem Geruchs-Sinn und hilft uns den Geschmack zu differenzieren. Auch dieser kann in uns ein Wohl- oder Unwohlgefühl erzeugen.
Das Erkennen von Licht und Farbe, Gestalt und Form spiegelt sich in dem Seh-Sinn wider.
Er kann uns auch besonders in Verbindung mit dem Gedanken-Sinn stark beeinflussen.
Der Wärme-Sinn lässt uns Wärme und Kälte empfinden. Das ist auf allen drei Ebenen möglich: körperlich, geistig, seelisch.
Das Hören von Geräuschen und Klängen erfahren wir über den Hör-Sinn, genauso wie das Erleben von Tönen - auch in unserem Inneren.
Der Sprach-Sinn ist für mich das eigentliche Verstehen. Wir erfassen hiermit Mimik, Gestik und Wortlaut.
Ein Erkennen eines Zusammenhangs von Gedanken durch das Wort eines anderen Wesens erfahren wir durch unseren Gedanken-Sinn.
Dadurch entwickeln wir das Gefühl, ob etwas für uns stimmig oder unstimmig ist.
Der Ich-Sinn stellt das unmittelbare Erkennen und Erleben des anderen Lebewesens als „Ich“ dar. Es ist das "Sich-Erkennen" in einem anderen Wesen. Der Ich-Sinn ist der höchste Sinn, der erst durch die Wahrnehmung des eigenen Ichs entstehen kann.
Wie Du siehst, ist das Thema der menschlichen Sinne sehr vielschichtig und umfangreich.
Es ist gar nicht so einfach, die Sinne im Einzelnen zu beschreiben, da sie sich ja permanent in einem Zusammenspiel befinden.
Vielleicht kommt Dir ja bei dem ganzen "Sinnes-Wirrwarr" spontan ein bestimmter Duft in den Sinn, beispielsweise ein Lavendel-Duft, welcher in Dir ein besonderes Wohlgefühl auslöst…
Oder, Du überlegst gerade, ob Du Deinen Sinnen in Zukunft etwas mehr Aufmerksamkeit widmest und beobachtest dann dabei, welche Deiner Sinne Dir besonders schöne Momente schenken…
Ich wünsche Dir nun wunderbare Erfahrungen bei der Erkundung Deiner Sinne…
Herzlichst Deine Kim
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